Cooks neue Kleider

Die Prozessionsperformance gedenkt Tupaia, den tahitianischen Priester, Seefahrer und Übersetzer. Er begleitete die Endeavour, die 1768 in Plymouth in See gestochen war. 2018 verband sich eine Gruppe internationaler Künstler:innen mit einem breiteren Publikum an Orten, von denen aus das Schiff das Vereinigten Königreich verlassen hatte. Die Prozession, die die Abreise der Endeavour 250 Jahre danach kritisch hinterfragt und neu denkt, zieht vom Queen’s House in London an die Ufer von Themse und Tamar. Sie besteht aus Musik mit Trash-Instrumenten (Limbah Berbuyi), die recycelte Materialien aus dem Pazifik in ein partizipatorisches Orchester verwandeln, und einem aus ozeanischem Müll gewebten Gewand.

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The processional performances commemorate Tupaia, the Tahitian priest, navigator and translator who boarded the Endeavour, which departed Plymouth in 1768. In 2018, a group of international artists were joined by the general public in the spaces from which the ship departed the UK. Assembled to critically reimagine and reconfigure the departure of the Endeavour 250 years later, the processional performance to the banks of the Thames and Tamar rivers begins in the Queen’s House London. The installation includes music made by trash instruments (Limbah Berbuyi) that turned recycled materials from the Pacific Ocean into a participatory orchestra, and the cloak woven from oceanic detritus.

Cooks neue Kleider / Cook’s New Clothes
Zwei Prozessionen für Tupaia / Two Processions for Tupaia
2019, 11:56 min
Video/ Video: Khadija von Zinnenburg Carroll
Komposition / Composition: Mo’ong Santoso Pribadi
Gewand / Cloak: Keren Ruki

Im Georg Forster Herbarium der Universität Göttingen lagern südpazifische Pflanzen, die bisher nur in der Botanik bekannt sind. Sie stammen aus James Cooks zweiter Weltumsegelung (1772—1775), an der Georg Forster (1754—1794) 17jährig als Zeichner teilnahm. Forster war nicht nur Reiseautor und Kulturanthropologe, sondern auch Naturforscher und Revolutionär. Seine botanischen Präparate, Zeichnungen und Publikationen folgen den Standards der Botanik, die im 18. Jahrhundert zur Wissenschaft wurde. Und sie verweisen auf das ‘indigene’ Wissen der polynesischen Gesellschaften, das dabei überschrieben wurde. 250 Jahre nach dem Aufbruch reflektiert die Ausstellung die Weltreisen im Kontext von europäischer Expansion, kolonialer Ausbeutung und hegemonialer Wissensproduktion. Und sie schlägt den Bogen zu den aktivistischen Protesten gegen die Expeditionsjubiläen 2019. 

Eine Ausstellung der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin FB 5 Kultur und Gestaltung Museumswissenschaften/Prof. Dr. Susan Kamel, kuratiert von Susanne Wernsing. Die Ausstellung ist das Ergebnis des Forschungsprojekts Sammeln erforschen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin in Kooperation mit der Zentralen Kustodie der Universität Göttingen. Das Forschungsprojekt wurde von der VolkswagenStiftung gefördert.

Zu sehen war die Ausstellung vom 14.7.-14.10.2022 im Freiraum des Forum Wissen in Göttingen.
Vom 8.5.-20.6.2024 wird die Ausstellung in adaptierter Form in der Schule des Sehens der Universität Mainz präsentiert. https://www.ub.uni-mainz.de/de/TUMO

Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin
Projektleitung, HTW: Prof. Dr. Susan Kamel
Kuratorin der Ausstellung, HTW: Susanne Wernsing
Studentische Mitarbeiterin, HTW: Runa Hoffmann
Gestaltung und Produktion: Wolfgang Matzat Berlin
Grafik: arc, Berlin
Illustrationen: Christoph Worringer
Künstlerische Positionen: Kathy Jetnil-Kijiner, Sonya Schönberger, Khadija von Zinnenburg Carroll
Übersetzungen: Anke Mai, Franziska Füchsl
Lektorat: Evke Rulffes
Video-Untertitelung: Ulf Wrede creme-double Berlin
Intervention / Lesebereich: Moritz Baumeister, Johnny Ibraimo, Kieran Sattler, Johanna Strunge, Anna Louise Weßling von Göttingen postkolonial und Witzenhausen postkolonial.

Zentrale Kustodie der Universität Göttingen
Projektleitung: Dr. Marie Luisa Allemeyer
Wissenschaftliche Mitarbeit: Dr. Gudrun Bucher
Ausstellungsmanagement: Dr. Ramona Dölling
Restaurierung: Regina Klee, Cornelia Ripplinger, Winfried Feuerstein, Franziska Ries
Haus- und Medientechnik: Andreas Bresler, Christof Degenhard

Für die wissenschaftliche Begleitung des Forschungsprojekts danken wir: Prof. Dr. Demetrius Eudell, Dr. Martha Fleming, Dr. Dominik Hünniger

Die Ausstellung im Forum Wissen der Universität Göttingen wurde gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK).

Technische Betreuung:
Frank Dührkohp
Verbundzentrale des GBV (VZG)
Platz der Göttinger Sieben 1
37073 Göttingen
Tel.: +49(0)551/39-10405
E-Mail: frank.duehrkohp@gbv.de